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– Anavar (Oxandrolon) wird anders als die meisten oralen Verbindungen als anaboles Steroid der Klasse I klassifiziert, welche am effektivsten mit Verbindungen der Klasse II wie Dianabol oder Anadrol kombiniert werden können. Es bringt nur geringe oder überhaupt keinen zusätzlichen Vorzüge hohe Dosierungen von anabolen Steroiden der Klasse I wie Trenbolon oder hohe Dosierungen von Testosteron, welches als Steroid mit einer gemischten Aktivität klassifiziert wird, mit Anavar zu kombinieren. Oxandrolon kann eine – wenn auch teure – Unterstützung für eine moderate Testosteron Dosierung darstellen.Anavar wird häufig als schwaches Steroid bezeichnet. Ein Teil des Grundes hierfür ist, dass die alleinige Verwendung von Steroiden der Klasse I niemals maximal effektiv ist. Der andere Grund hierfür ist, dass Bodybuilder und Steroidautoren unglückliche und unangemessene Vergleiche verwenden, wenn sie anabole Steroide beurteilen. Wenn sagen wir 8 Tabletten pro Tag nicht viel bewirken, dann wird ein Steroid als nutzlos oder schwach bezeichnet. Und traditionell war Oxandrolon in Form von 2,5 mg Anavar Tabletten erhältlich, was bei 8 Tabletten pro Tag einer Tagesdosis von 20 mg und einer Wochendosis von lediglich 140 mg Oxandrolon entspricht. Im Vergleich hierzu wird man mit Testosteron bei einer solchen Dosierung auch nur geringe Resultate erzielen. In der Tat liefern die meisten Steroide bei einer solchen Dosierung keine dramatischen Resultate, doch sie werden deshalb trotzdem nicht als schwach bezeichnet. Die korrekte Schlussfolgerung ist, dass Anavar Tabletten pro Tablette nur eine schwache Wirkung besaßen, aber nicht, dass es dem Wirkstoff Oxandrolon an Wirkung mangelt.
Als höher dosierte Anavar Tabletten verfügbar wurden, verbesserte sich der Ruf von Anavar. Trotzdem ist Anavar immer noch kein besonderes kostengünstiges Klasse I Steroid und kommt, wenn es für sich alleine verwendet wird, nicht an die Wirkung eines guten Stacks heran.
Aus pharmakologischer Sicht besitzt Oxandrolon nur eine schwache Bindungsaffinität für den Androgenrezeptor. Dies scheint inkonsistent mit dem Klasse I / Klasse II System zu sein, doch das ist das, was die Wissenschaft herausgefunden hat. Vielleicht ist das, was im Körper vor sich geht, nicht dasselbe, das bei einer in vitro Studie (im Reagenzglas) vor sich geht oder vielleicht tritt ein anderes interessantes Phänomen auf.
Aus praktischer Sicht muss Oxandrolon anhand seines Verhaltens bei einer Kombination mit anderen Steroiden jedoch als Klasse I Steroid klassifiziert werden: es ist synergistisch mit Steroiden der Klasse II kombinierbar, während es in Verbindung mit Klasse I Steroiden nur eine additive Wirkungssteigerung bewirkt. Aus praktischer Sicht handelt es sich bei Oxandrolon um einen recht potenten Wirkstoff, was bedeutet, dass es eine gute Effektivität pro Milligramm besitzt. In Kombination mit Klasse II Steroiden ist Anavar bei lediglich 75 mg (oder sogar nur 50 mg) pro Tag recht effektiv.
Anavar aromatisiert nicht und wird auch nicht in DHT umgewandelt. Es besitzt eine Halbwertszeit von 8 Stunden. Somit ist eine moderate Dosis, die morgens eingenommen wird, am Abend größtenteils abgebaut, während sie den Tag über bis hin zum frühen Abend brauchbare Spiegel an Androgenen liefert.
Eine Studie fand heraus, dass Oxandrolon sowohl Testosteron als auch Deca (Nandrolon) überlegen ist, wenn es um die Reduzierung von Körperfett im Bauchbereich bei Männern geht – oder zumindest bei übergewichtigen älteren Männern bei den im Rahmen der Studie verwendeten spezifischen niedrigen Dosierungen, die nicht notwendigerweise gleich hoch waren. Aus dieser Studie zogen einige stark verallgemeinerte Schlussfolgerungen für Bodybuilder. Die Resultate der Studie sind jedoch nicht notwendigerweise auf Steroidzyklen mit Oxandrolon und die im Bereich des Bodybuildings im Allgemeinen verwendeten Dosierungen übertragbar. Im Fall der fraglichen Studie vermute ich, dass die Unterschiede der Resultate dosisabhängig waren.
In der Praxis kann man bei den Gesamtandrogendosierungen, die typischerweise verwendet werden, unter Verwendung der unterschiedlichen möglichen Ersatzwirkstoffe für Oxandrolon genauso gut ohne Oxandrolon wie mit Oxandrolon eine gute Definition erreichen. Hiermit möchte ich nicht sagen, dass Oxandrolon ineffektiv ist, sondern lediglich, dass andere Androgene inklusive Testosteron in hohen Dosierungen auch für einen Fettabbau im Bauchbereich effektiv sind.
Im Fall der Verwendung niedriger Dosierungen denke ich jedoch, dass es für die meisten eine korrekte Schlussfolgerung ist, dass die Verwendung niedriger Dosierungen von Anavar effektiver für den Fettabbau als vergleichbare Dosierungen der meisten anderen anabolen Steroide ist. Dies könnte teilweise oder vollständig auf den additiven Wirkungen in Verbindung mit Testosteron beruhen: da die Verwendung von Oxandrolon die Testosteronproduktion nicht so stark unterdrücken dürfte, könnte der Anwender von den vollen Vorzügen seiner natürlichen Testosteronproduktion und den Wirkungen von Oxandrolon profitieren. Im Gegensatz hierzu resultieren bereits niedrige Testosteron oder Nandrolon Dosierungen in einer substanziellen Unterdrückung der natürlichen Testosteronproduktion, wodurch die Gesamtwirkung geringer ausfällt.
Oxandrolon ist wie andere alpha-17-alkylierte Steroide schädlich für die Leber. Es gab eine Zeit, während der man dachte, dass dies nicht der Fall ist, doch sowohl klinische als auch praktische Erfahrungen mit Oxandrolon haben gezeigt, dass die Toxizität für die Leber bei einer längeren Anwendung ein Problem darstellen kann. Ich glaube, dass das übliche Prinzip der Begrenzung der Verwendung alpha-17-alkylierter Steroide auf 6 Wochen in Folge genau wie bei jedem anderen alkylierten oralen Steroid auch bei Oxandrolon zum Einsatz kommen sollte.
Trenbolon oder Primobolan stellen einen brauchbaren Ersatz für Anavar dar, ohne toxisch für die Leber zu sein. Hierbei teilt Primobolan mit Anavar die Eigenschaft, dass es die natürliche Testosteronproduktion weniger stark unterdrückt, während dies auf Trenbolon nicht zutrifft.
Eine interessante Anwendung dieses Wirkstoffes, die sich seine orale Zufuhr zunutze macht, ist die Verwendung als so genannter „bridging“ Wirkstoff, der nur morgens zwischen zwei Steroidzyklen eingenommen wird, was man meiner Meinung erst dann – wenn überhaupt – tun sollte, wenn sich die normale Testosteronproduktion nach dem letzten Steroidzyklus wieder vollständig erholt hat. Mindestens 20 mg sind für gewöhnlich für diesen Anwendungsfall akzeptabel. Idealerweise sollten die Testosteronspiegel während einer solchen Überbrückungsphase gemessen werden. Ein limitierender Faktor für eine solche Anwendung ist das Thema der Toxizität für die Leber.
Was die Verwendung durch Frauen angeht, gibt es die weit verbreitete Ansicht, dass Anavar bei Frauen nur minimal virilisierend wirkt. In der Realität sind Virilisierungserscheinungen bei 20 mg pro Tag jedoch nicht ungewöhnlich und können auch bereits bei deutlich geringeren Dosierungen auftreten. Selbst 5 mg pro Tag sind nicht bei allen frei von Nebenwirkungen.
Die Verwendung von Oxandrolon während eines Steroidzyklus wird nicht ausdrücklich empfohlen, da es kosteneffizientere Alternativen gibt, mit denen man dieselben Ziele ohne zusätzliche Belastung der Leber erreichen kann.
Zu den beiden besten Anwendungsbereichen für Anavar gehören optionale Überbrückungsphasen (Bridging) zwischen Steroidzyklen, wobei man hierbei darauf achten sollte, eine exzessive kontinuierliche Anwendungsdauer alpha-17-alkylierter Steroide zu vermeiden. Der zweite Anwendungsbereich ist eine Situation, in der kurzwirksame injizierbare Steroide nicht verfügbar sind, um den Steroidzyklus zu ergänzen, während die Spiegel zwischen der letzten Injektion und dem Beginn der Absetzphase (Post Cycle Therapie) fallen, so dass dieser Zeitabschnitt weiterhin produktiv für Zuwächse bleiben kann.
Oxandrolon ist der chemische Name des aktiven Inhaltsstoffes von Oxandrin und Anavar. Anavar war ursprünglich der registrierte Markenname von Searle Laboratorires. Oxandrin ist ein registrierter Markenname von Bio-Technology General Corp. in den USA und/oder anderen Ländern.