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– AICAR (5-aminoimidazole-4-carboxamide-1-β-D-ribofuranoside, 5-aminoimidazole-4-carboxamide ribonucleoside, acadesine) ist aus mehreren Gründen eine interessante Substanz. Erstens ist AICAR ein wichtiger pharmakologischer Forschungswirkstoff, der primär als AMPK Aktivator verwendet wird. AICAR ist eine Verbindung, von der gezeigt werden konnte, dass sie extrem eindrucksvolle Auswirkungen auf Fettabbau und Steigerung der Ausdauer bei Versuchstieren besitzt. Darüber hinaus besitzt AICAR einen geheimnisvollen Nimbus, der aus der Verwendung dieses Wirkstoffes durch europäische Elite Radsportler resultiert. Und zu guter Letzt ist AICAR auf Internet Sites, die Forschungschemikalien verkaufen, gut verfügbar und wurde bereits von vielen ausprobiert, was jedoch im Allgemeinen als Teil eines Stacks und in Kombination mit Veränderungen von Training und/oder Ernährung geschah.Man wird jedoch wahrscheinlich innehalten, wenn man berücksichtigt, dass die Behandlungsprogramme für Radsportler zehntausende von Euros gekostet haben, dass alle in der wissenschaftlichen Literatur verfügbaren Studien Dosierungen verwendet haben, die in der Tat außerordentlich kostspielig wären, wenn man diese Dosierung auf den Menschen umrechnet und dass die Erfahrungsbasis bei einer Verwendung im Bereich des Bodybuildings mit weit niedrigeren Dosierungen bestenfalls zweifelhaft ist.
Wirkmechanismus
AICARs primärer Wirkmechanismus ist die Aktivierung von AMPK (AMP aktivierte Protein Kinase). Wie gut bekannt sein dürfte, wird ATP (Adenosin Triphosphat) von den Mitochondrien als sofort verwendbare Energiequelle für biochemische Prozesse in der Zelle produziert. Diese Prozesse verwenden weder Glukose, noch Fette oder Fettsäuren als Energiequelle: diese müssen zuerst in dem Mitochondrien verstoffwechselt werden, um ATP zu liefern. Wenn ATP als Energiequelle verwendet wird, wird es erst in ADP (Adenosin-Diphosphat) und dann, wenn es der Zelle wirklich an sofort verfügbaren Energiequellen mangelt – in AMP (Adenosin Monophosphat) umgewandelt.
AMP sammelt sich nur dann an, wenn es der Zelle an Energie mangelt. Dementsprechend gibt es ein System, über das die Zelle einen niedrigen Energiestatus anhand der Konzentration von AMP, die präsent ist, erkennt und in Reaktion hierauf AMPK aktiviert.
AMPK erhöht im Gegenzug die Umwandlung von Energiequellen, inklusive Fettsäuren, in ATP und regt zusätzlich hierzu eine ganze Reihe andere Systeme in der Zelle an.
Eine Aktivierung von AMPK bewirkt somit, dass die zellulare Maschinerie eingeschaltet wird, als ob es der Zelle an Energie mangeln würde, z.B. durch ein intensives Training oder eine niedrige Kalorienzufuhr.
AICAR ist in ausreichenden und recht substanziellen Konzentrationen effektiv bezüglich einer Aktivierung von AMPK und induziert einen zellularen Zustand, als ob ein Training durchgeführt worden wäre und deshalb Fett verbrannt werden muss.
Forschungsdosierungen
Es folgt eine Reihe von Beispielen, die die AICAR Dosierungen bei Forschungsstudien, die Resultate der Behandlung und eine ungefähre äquivalente Humandosierung ausgehend von einem 90 Kilo schweren Menschen zeigen:
In “AMPK and PPARdelta agonists are exercise mimetics“:
Wurde Mäusen eines Stamms, der genetisch anfällig für Übergewicht und Diabetes ist, AICAR in einer Dosierung von täglich 500 mg pro Kilogramm Körpergewicht über einen Zeitraum von 5 Wochen verabreicht. Die Ausdauerkapazität der Mäuse stieg um 44% und die Expression von 32 Genen, die sich vorteilhaft auf den Stoffwechsel auswirken, war erhöht.
Eine äquivalente Dosierung beim Menschen läge bei etwa 3,2 Gramm pro Tag oder 64 Ampullen des Produkts, das für gewöhnlich verkauft wird. Die Kosten für diese Anzahl von 50 mg Ampullen lägen (bei einem Preisstand aus dem Jahr 2014) bei etwa 1500 Dollar.
Wurde Ratten eine Dosis von 250 mg AICAR pro Kilogramm Körpergewicht einmalig subkutan injiziert. Die Verbesserungen der körperweiten Insulinsensitivität nach der Injektion und 24 Stunden später waren vergleichbar mit dem, was passiert, wenn anstelle einer AICAR Injektion eine Trainingseinheit durchgeführt wird.
Eine äquivalente Dosierung beim Menschen läge bei etwa 3,2 Gramm.
Bekamen sowohl schlanke als auch ernährungsbedingt übergewichtige Mäuse AICAR täglich in einer Dosierung von 150 mg pro Kilogramm Körpergewicht über einen Zeitraum von 5 Wochen verabreicht. Bei den schlanken Mäusen hatte AICAR keine Auswirkungen auf Fettmasse oder Insulinsensitivität, doch bei den ernährungsbedingt übergewichtigen Mäusen konnten signifikante Verbesserungen beobachtet werden. (Interessanterweise konnte gezeigt werden, dass die Verbesserung mit einer Reduzierung der Spiegel der entzündungsfördernden Zytokine TNFα, IL-6 und MCP-1 in Verbindung stand und die Gegenwart von SIRT1 notwendig war. Dies ist lediglich eine Nebenbemerkung, die jedoch dabei hilft, den Titel des Artikels besser zu verstehen.)
Eine äquivalente Dosierung beim Menschen läge bei etwa 1 Gramm pro Tag.
Es gibt noch weitere Studien, doch die Dosierungen werden ähnlich ausfallen.
Die angebliche Dosierung bei Elite Radsportlern
Die angebliche typische Dosierung soll bei etwa 500 mg pro Tag für etwa vier Wochen vor einem Sportereignis liegen. Dies ist weniger als die äquivalente menschliche Dosierung bei den oben erwähnten Tierstudien, doch nicht so viel weniger, dass dies die Glaubwürdigkeit zu sehr belasten würde. (Im Gegenteil hierzu sind Berichte über Dosierungen von 50 mg pro Tag anstelle von 500 mg recht unglaubwürdig, ganz zu schweigen von den 10 mg Dosierungen, die von einigen als Teil ihres Stacks verwendet werden).
Wie verwendet man AICAR?
Ich würde im Allgemeinen von einer Verwendung von AICAR abraten, aber wenn man es trotzdem verwenden möchte, würde ich 500 mg pro Tag für einen begrenzten Zeitraum wie etwa 4 Wochen verwenden. Für nahezu jeden wäre dies finanziell unter Verwendung der erhältlichen 50 mg Ampullen nicht praktikabel. Wenn man hingegen dazu in der Lage ist, reines AICAR Pulver für beispielsweise 150 Dollar pro Gramm zu bekommen und sich seine eigene IV Lösung zubereitet, dann würde eine solche Dosierung „nur“ etwa 75 Dollar pro Tag kosten.
Der Zweck müsste in einer verbesserten Ausdauerkapazität bestehen. Es wäre ein irrsinniger Betrag für Fettabbau Vorzüge.
Fazit
Im Allgemeinen sehe ich AICAR als ungeeignet für Bodybuildingzwecke und allgemeine sportliche Einsatzbereiche an, aber es kann für Ausdauersportarten geeignet sein, wenn es um viel geht. Ich kenne keinen konkreten Grund irgendwelche Vorzüge von einer AICAR Dosierung in relativ zu bewährten Mengen extrem geringen Mengen wie z.B. 10 bis 50 mg pro Tag zu erwarten, und sehe die Verwendung solcher Dosierungen als sowohl teuer als auch unbefriedigend an. Im Kontext eines Stacks könnte ein Anwender jedoch, insbesondere dann, wenn Training und Ernährung verändert wurden, einen Teil der Vorzüge AICAR als Teil des Stacks zuschreiben. Aus diesem Grund erwarte ich, dass sich weitere positive Behauptungen bezüglich niedriger Dosierungen ansammeln werden.
Wenn man AICAR für sich selbst bewerten möchte, dann würde ich dringend empfehlen, alle anderen Faktoren im Grunde genommen unverändert beizubehalten – entweder so, wie sie im Augenblick sind, oder wie sie in der Vergangenheit waren.
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