F: “Warum sollte ich es wollen, die SHBG Spiegel so normal wie möglich zu halten und wie würde ich dies während Steroidzyklen tun?”
A: Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass SHBG der Feind eines mit Gewichten trainierenden Sportlers ist, und angeblich nur das freie Testosteron reduziert, dienen normale SHBG Spiegel nützlichen Zwecken.
Zwischen Steroidzyklen besteht ein Grund dafür, dass niedrige SHBG Spiegel von Nachteil sind, darin, dass SHBG den Transport von Testosteron von den Hoden in den Blutkreislauf unterstützt. Testosteron ist in Wasser praktisch unlöslich. Ohne eine Proteinbindung (SHBG ist ein Protein), würde Testosteron nur sehr schlecht von den Hoden ins Blut und somit auch in den Rest des Körpers gelangen können. Auch wenn dies nicht bewiesen ist, ist es möglich und macht aus physiologischer Sicht Sinn, dass abnormal niedrige SHBG Spiegel die Wiederherstellung der natürlichen Testosteronproduktion beeinträchtigen könnten.
Zusätzlich hierzu verfügen viele Zellen des Körpers über SHBG Rezeptoren, welche einem physiologischen Zweck dienen. Da die Wissenschaft bisher nur wenig hiervon versteht, kann ich nicht mit vielen Details dienen. Bekannt ist jedoch, dass SHBG an einen spezifischen SHBG Rezeptor bindet. Wenn dann noch ein Ligand – wie z.B. Testosteron – an diesen Rezeptor anbindet, wird dieser aktiviert und erhöht die cAMP Spiegel innerhalb der Zelle, wodurch stoffwechseltechnische Prozesse in der Zelle angeregt werden.
Ich würde niemals annehmen, dass ein Prozess, der normalerweise im Körper abläuft, gestoppt oder vom Umfang her stark reduziert werden sollte, so lange man nicht genau weiß, warum man dies tun möchte. In diesem Fall haben wir keinen Grund dafür zu denken, dass es wünschenswert ist, diesen Signalprozess zu stoppen. Wenn wir die Wahl haben, ihn normal ablaufen zu lasen, oder zumindest in die Richtung arbeiten, diesen Prozess im normalen Rahmen zu belassen, dann ist dies für mich dem Deaktivieren dieses Prozesses ohne zu verstehen, was wir tun, vorzuziehen.
Im Bezug auf die sexuelle Leistung ist z.B. lange bekannt, dass freies Testosteron nicht die ganze Geschichte erzählt: dasselbe freie Testosteron mit normalem SHBG (und somit relativ höheren Gesamttestosteronspiegeln) liefert bessere Resultate, als wenn die SHBG Spiegel niedrig sind (und somit auch das die Gesamttestosteronspiegel relativ gesehen niedriger ausfallen).
Hohe Androgenspiegel senken die SHBG Spiegel, wobei orale Steroide hierbei besonders effektiv sind. Östrogen wirkt in Richtung einer Erhöhung der SHBG Spiegel und somit könnten hohe normale Östrogenspiegel im Vergleich zu niedrigen normalen Östradiolspiegel Vorteile bezüglich der Aufrechterhaltung normaler SHBG Spiegel besitzen. Auch Schilddrüsenhormone helfen bei einer Erhöhung der SHBG Spiegel, während hohe Insulinspiegel in Richtung einer Reduzierung der SHBG Spiegel wirken.
Kürzere Steroidzyklen könnten eine schnellere Erholung der SHBG Spiegel als längere Zyklen erlauben.
Ich würde die Planung eines Steroidzyklus nicht im Hinblick auf SHBG radikal verändern, was insbesondere während der Wochen mit anabolen Steroiden gilt, da die Zuwächse trotz niedriger SHBG Spiegel exzellent sein können. Während der Erholungswochen nach einem Steroidzyklus werden jedoch eine unnötig starke Reduzierung der Östrogenspiegel, hohe Insulinspiegel oder niedrige Schilddrüsenhormonspiegel einer Wiederherstellung normaler SHBG Spiegel entgegen wirken. Das umgekehrte Szenario wird eine Wiederherstellung normaler SHBG Spiegel unterstützen.
Dies ist ein Bereich, in dem noch mehr Arbeit und Beobachtungen notwendig sind, der aber eine signifikante Relevanz bezüglich der Erholung der Testosteronproduktion und insbesondere der sexuellen Leistungsfähigkeit während der Erholungsphase nach einem Steroidzyklus besitzen könnte.
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